„Im Zwieschritt“ zeigt die Künstlerin Hannah Kohler in Camouflage-Uniform auf einer Treppe – vervielfacht und zur Gruppe erweitert, in diesem Rollenkostüm anonym. Als Teil des Militärs, als Soldatin verschwindet die weibliche Identität in der Uniformität. Beide Bewegungen, hinauf und hinunter, zeigen sich in den Figuren auf der Treppe. Nur eine Figur im Zentrum des Bildes blickt innehaltend den Betrachter an. Angeregt wurde die Künstlerin durch die Escher-Penrose-Treppe. Verfolgt man darin die Treppenstufen in einer Richtung, scheinen diese immer anzusteigen und gleichzeitig abzufallen – ein Paradox, eine optische Täuschung, die eigentlich gegen mehrere Gesetze der Geometrie verstößt und doch als Täuschung der Wahrnehmung möglich ist. Hannah Kohler gibt davon ihre eigene Interpretation. Was bleibt von weiblicher Identität, wo die Rolle und die Handlungen durch und durch männlich konnotiert sind? Die Treppe wie die Bewegung darauf symbolisiert den Auf- wie den Abstieg, paradox lebendig in der vervielfachten, immer gleich kostümierten Künstlerin.
- Werner Meyer, Kunsthistoriker und Kurator

2024, Galerie Altes Rathaus Musberg, Leinfelden-Echterdingen

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